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Virtueller Neustart in 4.0


Es gab viel zu entdecken bei den Demag Discovery Days 2016. Kunden und Interessierte aus 38 Nationen hatten den Weg ins traditionsreiche Werk in Wetter zu dem inzwischen zu Konecranes gehörenden Unternehmen gefunden.


Unternehmensführung und Mitarbeiter von Demag in Wetter befanden sich zum Zeitpunkt der Discovery Days im Spätherbst vergangenen Jahres in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Eigentümerwechsel und Digitalisierung. Zentrales Thema stellten jedoch eindeutig die zahlreichen technischen Neu- und Weiterentwicklungen dar, mit denen das traditionsreiche Unternehmen unter Geschäftsführerin Susanne Schneeberger die bisherigen Aktivitäten fortführen will. So widmete man sich in einem weiteren großen Themenblock den technischen Trends und Lösungen der nahen und fernen Logistikzukunft. Nicht weiter verwunderlich, dass auch an der Ruhr intensiv an der Integration der eigenen Konzepte in den weiter zunehmenden Prozess einer Industrie 4.0 gearbeitet wird. Beispiele dafür sind die stärkere und insbesondere vernetzte Nutzung digitalen Datenmaterials, das übrigens nicht erst in den letzten Jahren bei internen Umschlaglösungen Einzug gehalten hat. Mit der Vorstellung des V-Krans vor drei Jahren und der Präsentation des modularen Seilzugs DMR im Herbst 2015 sieht man sich gerade auch im Hardwarebereich bestens gerüstet für die zunehmende Digitalisierung des gesamten Umschlagwesens.

Dabei ist die zunehmende Ausstattung der jeweiligen Krankonzepte mit digitalen Komponenten nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. So konnten die Besucher der Discovery Days den Demag KBK Drive Assist mit neuartigem Bedienkonzept entdecken. Seit mehr als fünfzig Jahren sorgt der KBK Kranbaukasten für den flurfreien Transport in Produktion, Montage und Logistik. Das modulare Baukastensystem bietet eine hohe Flexibilität: Nicht nur kombinierte Anlagen aus Stahl und Aluminium, sondern auch die einfache und schnelle Erweiterung bestehender Anlagen sowie die Anbindung zusätzlicher Komponenten sollen problemlos möglich sein. Ausgelegt für Traglasten bis 125 kg eliminiert der Demag KBK Drive Assist das zu bewegende Gewicht der Kranbrücke. So registriert eine Griff-belegt-Erkennung innerhalb der Manulift-Bedieneinheit die Hand des Bedieners und schaltet das System frei. Die Sensorik, insbesondere am Kettenausgang des Gehäuses, erkennt die gewünschte Richtung und Geschwindigkeit, in die der Bediener die Last bewegt und sendet entsprechende Signale an die Fahrantriebe. Das ausdrücklich gewünschte Testen der Einrichtung war tatsächlich mit deutlich geringeren Kräften des Systems verbunden – was angesichts der „motorischen“ Unterstützung der Krananlage ja auch nicht verwundert. Übrigens betrachtet man eine derartige Entwicklung auch als Reaktion auf die zunehmende Überalterung der Bevölkerung bzw. der Arbeitnehmer, die dann eine noch höhere Ergonomie der Handlinggeräte erfordert.

Als Projekt einer grüneren Zukunft präsentierte Demag auf den Discovery Days das Konzept eines ersten energieautarken Brückenkrans. Zu den Kernkomponenten eines Brückenkrans gehören heute Kranbahn, Brücke, Hubwerk, Antriebstechnik und die Energieversorgung vom zentralen Stromnetz bis zur Katze. Das galt bislang für alle Industriekrane. Der neu vorgestellte V-Profilkran Zero Emission benötigt für das Handling und den Transport von Lasten jedoch keine externe Stromversorgung, weil er die Energie für Kran- und Katzfahrt sowie für das Hubwerk über einen Lithium- Ionen-Akkupack bezieht, der auf der Kranbrücke mitfährt. Geladen wird der Akkupack über Ladetrichter am Ende der Kranbahn oder, bei mehreren Kranen auf einer Bahn, über durchfahrbare Ladestationen, die ihre Energie wiederum über eine Pufferbatterie am Boden beziehen. Diese Batterie wird CO2- neutral und umweltfreundlich über Solarpanels gespeist. Entstanden ist das System übrigens vor dem Hintergrund, dass eine zunehmende Zahl an Unternehmen versucht, die eigene CO2-Bilanz zu verbessern – und da ist in der Tat jede gute Idee gefragt, die die eigene Energiebilanz verbessert.

Last but not least hielt die Entdeckungstour auf dem Demag-Werksgelände noch eine Entwicklung bereit, die einmal mehr zeigte, dass auch mit bekannten Komponenten und einer ordentlichen Portion Kreativität Produkte entstehen, die mit den bisher realisierten Konstruktionen offenbar wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. So präsentierte Demag ein neues Energiekonzept für schienengebundene Verfahrwagen. Am Anfang des Projekts stand die Anforderung eines Kunden, der ein schienengebundenes Transportmittel für Lasten bis 40 t wünschte, das in einer Halle verfährt, aber auch aus der Halle herausfahren kann und dabei die Schienen des Werkszugverkehrs quert.

Dieses Einsatzprofil erforderte ein neues Konzept für die Energieversorgung: Der Strom muss „an Bord“ sein. Die Grundkonstruktion des autarken Verfahrwagens ist bekannt und bewährt. So besteht das Fahrwerk aus vier Fahreinheiten aus dem Demag- Systembaukasten mit den DRS-Radblöcken und integrierter Antriebseinheit sowie der zugehörigen Steuerung. Diese aufeinander abgestimmten Komponenten werden vom Anwender in den Stahlbau einer kompakten, aber extrem stabilen Grundeinheit integriert. Sie nimmt die Last auf und verfährt sie schließlich zum Zielort. Natürlich operiert das System autonom und bezieht dabei die notwendigen Daten aus einer Vielzahl von Sensoren sowie extern aufbereiteter Informationen – wobei sich auch wieder der Kreis zur Industrie 4.0 schließt. Erst der konsequente Informationsaustausch aller am Fertigungsprozess Beteiligten stellt die Basis für die gewünschte Vernetzung im Sinne einer weiter steigenden Effizienz der Produktionsabläufe dar.

Angesichts der Realität muss in diesem Zusammenhang eingestanden werden, dass die Industrie hier erst am Beginn einer Entwicklung steht. Schließlich ist die absolute Digitalisierung selbst kleinster Unternehmen auf absehbare Zeit eher fraglich. Allerdings, so Susanne Schneeberger gegenüber der Kran- & Hebetechnik, interessieren sich gerade die größeren Unternehmen für die digitalen Fortschritte der Produktionstechnik, sodass man sich schon heute mit Kunden in einem engen Dialog über die Nutzung entsprechender Konzepte befindet – insbesondere bei anstehenden Neubauprojekten der Industrie, bei denen die modernen Ansätze von Beginn an berücksichtigt werden können.


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